Covid-Ergebnis nach acht Stunden aufs Smartphone

Covid-Ergebnis nach acht Stunden aufs Smartphone

Mühlenkreiskliniken sind Vorreiter bei der Testung von stationären Patienten.

Wer Angst vor einer Corona-Infektion hat, will das Ergebnis schnell erfahren. Bislang dauert es bis zu 72 Stunden, bevor ein Befund per Post den Weg vom Labor bis zum Patienten gefunden hat. Das geht mit der neuen mobilen Befundübermittlung des Zentrallabors der Mühlenkreiskliniken deutlich schneller. Per Smartphone können die Patienten ihren Corona-Befund direkt aus dem Laborsystem erhalten – Sekunden nachdem der Befund vom diensthabenden Laborarzt freigegeben wurde. Damit wissen die Patienten etwa acht Stunden nach Probeneingang im Labor, ob sie an Covid-19 erkrankt sind oder nicht.

Mit der neuen Technik bekommt der Patient beim Hausarzt einen individuellen QR-Code und ein Passwort ausgehändigt. Damit können die Patienten direkt auf einen geschützten Bereich des Laborsystems zugreifen und ihr Ergebnis erfahren. Außerdem werden selbstverständlich der einsendende Arzt sowie – im Fall eines positiven Befundes – das Gesundheitsamt informiert. In der Regel dauert ein Covid-Test nach dem Probeneingang im Labor etwa acht Stunden. „Diese Zeit benötigt die Probe rein technisch in der Aufbereitung und im Cycler – also dem eigentlichen Testgerät“, erklärt Professor Dr. Franz-Josef Schmitz, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie, Hygiene, Umweltmedizin und Transfusionsmedizin der Mühlenkreiskliniken und des LaborZentrumsWeser. „Schneller geht es also nicht“, so Professor Dr. Schmitz. Das Angebot steht allen Arztpraxen zur Verfügung, die mit dem Labor der Mühlenkreiskliniken zusammenarbeiten sowie allen Proben, die im Diagnose- und Behandlungszentrum vor dem Universitätsklinikum Minden entnommen werden.

Derzeit werden im Labor der Mühlenkreiskliniken täglich etwa 1.000 Nasen-Rachen-Abstriche untersucht. Die Positivquote schwankt derzeit zwischen 0,5 und drei Prozent. Die aktuelle Kapazitätsgrenze für PCR-Abstriche liegt bei 2.000 Proben, ein weiterer Ausbau ist in Planung. „Die Mühlenkreiskliniken haben sehr früh beschlossen, alle stationären Patientinnen und Patienten auf eine Besiedelung mit dem SARS-CoV2-Virus zu untersuchen. Das erhöht die Sicherheit für alle Mitpatienten sowie für unsere mehr als 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Dr. Peter Witte, Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene. Mittlerweile gehört das flächendeckende Screening von Patientinnen und Patienten bei den meisten Kliniken und Krankenhäusern zum Standardverfahren. Auch Pflegeeinrichtungen und Reha-Einrichtungen gehen immer häufiger dazu über, Bewohner oder Patienten vorsorglich zu testen. „Mittlerweile haben wir in Deutschland genügend Testkapazitäten, so dass solche Screenings jetzt umgesetzt werden können. Die Mühlenkreiskliniken waren an dieser Stelle Vorreiter“, stellt Krankenhaushygieniker Dr. Peter Witte fest.

Neben den Patienten werden auch die Mitarbeiter der Mühlenkreiskliniken untersucht. Jeder Mitarbeiter der Mühlenkreiskliniken hat die Möglichkeit, sich bei den kleinsten Symptomen schnell und unkompliziert testen zu lassen. Außerdem gibt es auf freiwilliger Basis eine vorsorgliche Testung in den besonders betroffenen Bereichen wie den Intensivstationen oder den Isolierstationen. Dabei wird eine Antikörperuntersuchung gemacht. „Acht Prozent der bisher untersuchten Blutproben wiesen IgG-Antikörper auf. Diese Personen haben Antikörper gegen das neue Corona-Virus gebildet und werden höchstwahrscheinlich nicht mehr an Covid-19 erkranken“, sagt Professor Schmitz. Wie lange dieser Schutz andauert, ist derzeit noch nicht klar. „Das wird wissenschaftlich untersucht“, so Schmitz. Etwa die Hälfte dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Antikörpern wusste nicht, dass sie mit dem SARS-CoV2-Virus Kontakt hatten. „Es scheint also eine nennenswerte Anzahl von Menschen zu geben, die ohne erkennbar zu erkranken, Antikörper bilden“, sagt Professor Schmitz. Einige Wissenschaftler wie der Bonner Virologe Professor Dr. Hendrik Streeck vermuten, dass die Menge der Corona-Viren, mit denen ein Mensch in Kontakt kommt, darüber mitentscheidend ist, ob er tatsächlich an Covid-19 erkrankt. Kommt ein Mensch mit wenig Viren in Kontakt, so die Vermutung der Wissenschaftler, erkrankt er nicht, sondern bildet nur Antikörper, die die Person dann langfristig schützen. „Das sind Fragen, an denen jetzt fieberhaft überall auf der Welt geforscht wird“, so Professor Schmitz.

Der Antikörpertest auf IgA und IgG wird ebenfalls im Labor der Mühlenkreiskliniken angeboten. Seit Freitag letzter Woche ist dieser der IgG-Test auch eine Kassenleistung für GKV-Versicherte. Benötigt wird dazu eine Blutprobe.

Ganz neu im Leistungsspektrum des Labors ist ein spezielles T-Zell-Monitoring für Covid-19 Patienten. Der von Professor Dr. Christian Drosten in der Berliner Charité mitentwickelte Test untersucht Subpopulationen der T-Zellen im Blut, die wichtig sind für die Immunreaktion des Patienten. In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass sich der klinische Zustand der Covid-19 Patienten um den siebten Tag des stationären Aufenthaltes herum entweder verbesserte oder verschlechterte. Es fiel auf, dass entweder besondere T-Helferzellen gebildet und aktiviert wurden oder nicht. Fehlt die Bildung und Aktivierung dieser Zellen, wird sich der Zustand in den nächsten Tagen höchstwahrscheinlich verschlechtern. „Mit diesem Wissen kann der behandelnde Arzt mögliche Überwachungen oder Interventionen besser steuern“, erklärt Professor Dr. Schmitz. Dieses T-Zellen-Monitoring ist hauptsächlich für den klinischen Bedarf relevant, insbesondere bei der Frage, ob eine intensivmedizinische Betreuung wahrscheinlich notwendig wird oder nicht. Im Rahmen des Monitorings von auffälligen Patienten können aber auch Arztpraxen ein solche T-Zellen-Monitoring anfordern.

Neuere Untersuchungen von Pathologen und Rechtsmedizinern zeigen auch, dass bei verstorbenen Covid-19 Patienten verstärkt Embolien nachgewiesen werden konnten. Dies deutet auf eine massive Störung des Gerinnungssystems hin. Um auch hier für die Sicherheit der Patienten ein entsprechendes Monitoring anbieten zu können, stehen nun Marker zur Messung der Aktivierung des Gerinnungssystems rund um die Uhr im Labor der Mühlenkreiskliniken zur Verfügung.

Zusatzinfo

Im Zentrallabor der Mühlenkreiskliniken gibt es eine der größten und modernsten Laborstraßen Europas. Über eine vergleichbare Anlage mit der Anbindung verschiedener labormedizinischer Bereiche verfügt lediglich noch das Universitätsklinikum in Rotterdam (Niederlande). In Minden sind die Bereiche Klinische Chemie, Immunologie, Gerinnung, Hämatologie und Urindiagnostik an die Laborstraße angeschlossen. Darüber hinaus verfügt das Labor neben einer großen Mikrobiologie über eine leistungsstarke PCR-Diagnostik für einen schnellen und sicheren Nachweis von verschiedenen Krankheitserregern. Die Kapazität in der PCR-Diagnostik liegt bei etwa 2.000 Proben am Tag. Neben dem Johannes Wesling Klinikum Minden werden das Krankenhaus Bad Oeynhausen, das Krankenhaus Lübbecke, das Krankenhaus Rahden, die Auguste-Viktoria-Klinik, das Medizinische Zentrum für Seelische Gesundheit, das Klinikum Herford und das Klinikum Schaumburg versorgt. Über die Laborarztpraxis LaborZentrumWeser betreut das Labor zudem zahlreiche weitere Kliniken und Reha-Einrichtungen sowie niedergelassene Arztpraxen. Täglich werden im Mindener Zentrallabor sowie an den vier Satellitenlaboren in Lübbecke, Bad Oeynhausen, Herford und Schaumburg mehr als 7.000 Proben analysiert.

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