„Keilstück“ wird professionell behandelt

„Keilstück“ wird professionell behandelt

Sandstrahl-Arbeiten sollen am Donnerstag abgeschlossen sein.

Weiß verhüllt präsentiert es sich noch bis Donnerstag, 10. September, auf dem Martinikirchhof: das „Keilstück“. Die große Skulptur des Paderborner Künstlers Wilfried Hagebölling ist für eine professionelle Behandlung unter einer Schutzhülle verschwunden. Ein von der Gebäudewirtschaft der Stadt Minden in Abstimmung mit dem Künstler beauftragtes Unternehmen befreit mit Sandstrahltechnik sowohl die Außen- als auch Innenflächen des Stahlkunstwerks von Farbe, Lack und Fremdstoffen, die im Laufe der Jahrzehnte dort von vielen Unbekannten aufgebracht wurden. Die Arbeiten haben heute, Dienstag (8. September), begonnen.

Das von der Stadt 1988 nachträglich gekaufte Kunstwerk werde quasi in seinen Ursprungszustand mit Stahl-Optik zurückversetzt, erläutert Stadtkämmerer Norbert Kresse bei einem Ortstermin in Doppelfunktion - als Verantwortlicher für die Gebäudewirtschaft der Stadt und auch als derzeitiger Leiter des Fachbereiches Bildung, Kultur, Sport und Freizeit. Nach der Sandstrahl-Behandlung und dem Auftragen eines Anti-Graffiti-Anstrichs soll das Keilstück zunächst wieder Wind und Wetter ausgesetzt sein und korrodieren. Die Kosten beziffern sich laut Angebot auf rund 5.000 Euro.

Das gesamte Verfahren ist mit Wilfried Hagebölling abgestimmt worden, der Anfang 2020 eine Diskussion über den schlechten Zustand der Skulptur in Gang gesetzt hatte. Das wurde auch von örtlichen und regionalen Medien aufgegriffen. Bei einem öffentlichen Ortstermin im Februar hatte Stadtverordneter Hartmut Freise (FDP) Hagebölling angesprochen und der Stadt anschließend eine professionelle Behandlung durch ein Unternehmen angeboten. Dazu kam es dann aus technischen Gründen doch nicht. Aber der Künstler zeigte sich damit einverstanden, dass die Stadt Minden in Absprache mit ihm einen Auftrag an ein geeignetes Fach-Unternehmen erteilt.

Das „Keilstück“ war in der Vergangenheit immer wieder „Opfer“ von Graffiti-Schmierereien, Farbanstrichen, Plakat-Beklebungen und Vermüllung. Allein in diesem Jahr sei das Kunstwerk mit einem Dampfstrahlreiniger bereits vier Mal von Schmutz und Unrat befreit worden, berichtete Norbert Kresse. Unterstützt wurde Wilfried Hagebölling in seinen Bemühungen um eine Reinigung und eine Verbesserung des Umfeldes auch von Mindener Bürgern und vom „Verein für aktuelle Kunst“.

Eine Umgestaltung des gesamten Martinikirchhofs sei sicherlich irgendwann einmal Thema, aber noch nicht konkret geplant, sagte Kresse beim Ortstermin auf Nachfrage. Im nächsten Schritt gehe es zunächst um die Installation des geplanten Fahrstuhls an der Martinitreppe und damit um die Gestaltung der Fläche zwischen der ehemaligen Heeresbäckerei (jetzt Martini-Haus) und dem ehemaligen preußischen Proviantmagazin (jetzt Weser-Kolleg).

Hintergrund

Das „Keilstück“ wurde 1987 im Rahmen eines Symposiums vom Künstler Wilfried Hagebölling geschaffen und auf dem Martinikirchhof aufgestellt. Bereits unmittelbar danach stand die rostende Stahl-Skulptur in der Kritik. 1988 beschloss der Kulturausschuss der Stadt Minden nachträglich den Ankauf durch die Stadt. Das Land NRW hatte 1987 27.000 D-Mark an Zuschuss für das Kunstwerk bereitgestellt – die Hälfte der Gesamtkosten. Mehrfach wurde in der Folgezeit politisch diskutiert, das Kunstwerk vom Martinikirchhof zu entfernen oder an einen anderen Standort zu versetzen. Im Jahr 2000 sollte die Versetzung auf eine Grünfläche am Schwichowwall schließlich umgesetzt werden. Dagegen klagte der Künstler im Jahr 2001 vor dem Landgericht Bielefeld und in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht in Hamm. Er bekam Recht. Das „Keilstück“ blieb, wo es ist.  

Foto (Stadt Minden): Künstler Wilfried Hagebölling, Stadtverordneter Hartmut Freise und Stadtkämmerer Norbert Kresse

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