Bei diesem Thema gibt keiner eine gute Figur ab

Bei diesem Thema gibt keiner eine gute Figur ab

Die Kampa-Halle ist zu wichtig. Halbwahrheiten und Heimlichtuereien schaden der Sache, kommentiert Porta Magazin-Redakteur Mario Hancke.

Die Kampa-Halle hat sich zu einer komplexen Materie entwickelt, die nur noch schwer durchschaubar ist. Ob ein Papier nun ein Gutachten, eine gutachterliche Stellungnahme oder die Fortschreibung eines Interimskonzeptes ist, kann der Laie kaum beurteilen und es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass auch Teile der im Kreistag sitzenden Volksvertreter die Materie nicht vollumfänglich verstehen. Das müssen sie auch nicht, aber sie müssen auf transparente und klare Informationen der Verwaltung vertrauen können.

 

Dass in der Kreisverwaltung die Kompetenz vorhanden ist, um die Vorgänge richtig zu beurteilen, davon muss man ausgehen. Umso befremdlicher ist der Umgang mit der Kommunikation. Da werden Gutachten erstellt, die ausdrücklich keine Geheimgutachten seien, in die aber nur mit spürbarem Widerwillen Einsicht gewährt wird. Da wird in der Tagespresse ein drittes Gutachten zur Kampa-Halle angekündigt, das dann aber irgendwie nicht auftaucht, bevor die Kreispolitik über die scheinbar alternativlose Schließung der Kampa-Halle entscheidet, ohne vorher wieder etwas von diesem dritten Gutachten gehört zu haben. Da ist einerseits ein Landrat, der verlauten lässt, die Kreispolitik habe das Vorgehen bei der Kampa-Halle beschlossen und zu verantworten und da gibt es andererseits Kreistagsabgeordnete, die sagen, der Landrat habe die Schließung vorangetrieben. Und plötzlich geistern Gerüchte um das dritte Gutachten durch die sozialen Medien, dessen Existenz zunächst einmal vonseiten der Verwaltung verneint worden sein soll. Auch meine Anfrage wurde süffisant mit der Gegenfrage beantwortet, ob ich denn wohl in den sozialen Medien recherchieren würde. Nein, mache ich nicht. Die Recherche beginnt in dem Moment, in dem ich bei der Pressestelle des Kreises Minden-Lübbecke nachfrage, ob etwas an den Gerüchten dran sei. Wo kämen wir denn hin, wenn wir bei den Betroffenen nicht mehr nachfragen dürfen, ob ein Gerücht nur ein Gerücht ist oder ob es auf einer Tatsache beruht?

Nun wissen wir also, dass es ein „Papier“ gibt, das aber nicht relevant sei. Das müssen wir der Verwaltung glauben, obwohl der gesamte Vorgang in der Beziehung aller Beteiligten zueinander bisher nicht dazu diente, einem das Gefühl von und Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Je mehr Gespräche man führte, um in die Thematik einzudringen, desto mehr Glaubwürdigkeit ging den Bach runter. Wenn ein Gutachter sagt, er habe die Zusammenarbeit mit dem Kreis aufgekündigt und ein Landrat sagt, er habe den Gutachter von seinen Aufgaben entbunden, dann bleibt mir nichts anderes übrig als den Eindruck zu gewinnen, dass einer von beiden – wie soll ich es vorsichtig formulieren – nicht ganz bei der Wahrheit bleibt. Sicher ist in der Beziehung zwischen Landrat und Gutachter wohl nur, dass das Verhältnis zerrüttet ist. Ob es allerdings sonderlich souverän ist, wenn ein Landrat dann gegenüber Dritten von der Kreisklassequalität des Gutachters spricht, wo er doch unbedingt einen Gutachter von Bundesligaqualität brauche, ist auch eher fraglich.

Bei der Kampa-Halle geht es um sehr viel Geld, das letztlich von den Steuerzahlern aufgebracht werden muss. Im Spannungsfeld Kampa-Halle und Multihalle geht es zudem um die zukünftige Entwicklung des Standortes Minden. Ob Handball, Konzerte, Großevents – das sind weiche Standortfaktoren, die einen erheblichen Einfluss auf Minden und den Kreis Minden-Lübbecke haben. Es ist nicht zu viel verlangt, wenn Bürger, Presse und Kreispolitiker vollumfänglich und transparent informiert sein wollen. Im Gegenteil, es ist ihr gutes Recht. Das Thema ist zu wichtig, als dass es für Machtspiele oder die Befriedigung von persönlichen Befindlichkeiten missbraucht werden darf.

Ja, ich stimme dem Landrat zu, wenn er sagt, die Stadt Minden müsse nun schnellstens den Corona-Check für das Vorhaben Multi-Halle durchführen und dann müsse möglichst noch vor den Wahlen die Entscheidung zur Kampa-Halle überprüft werden. „Das war wieder einmal eine richtige Entscheidung von mir“, teile ich hingegen nicht. Bisher hat keiner der am Thema Beteiligten eine wirklich gute Figur abgegeben. „Mit etwas gutem Willen wäre ein weiterer Betrieb der Kampa-Halle möglich gewesen“, ist eine Aussage, die mich ins Mark trifft. Wenn es am Willen gemangelt hat und dieser mangelnde Wille, der Profi- und Breitensportler, Handballfans und Konzertbesucher vor verschlossenen Türen stehen lässt, der Infrastruktur und Entwicklungsperspektiven vernichtet, der die Stadt mindestens über viele Jahre ohne Eventhalle dastehen und im Wettbewerb mit anderen Städten ins Hintertreffen geraten lässt, ist das ein großer Bärendienst an den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt. Das positive „Vermächtnis“ eines scheidenden Landrates sähe sicher anders aus. Noch sind ein paar Monate Zeit, um die Sache wieder auf einen guten Weg zu bringen. Aber bitte nicht mit Halbwahrheiten und Heimlichtuereien. Bitte nicht mit der Prämisse, persönlich möglichst gut dazustehen. Es steht zu viel auf dem Spiel.

Mario Hancke

 

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